Nachruf Volkmar Flohr
Nachruf für unseren Volkmar Flohr (03.03.1952 – 29.10.2024)
Im Herbst des vergangenen Jahres verstarb mit Volkmar Flohr nach langer, schwerer Krankheit ein außergewöhnlicher Mensch, der das sportliche und kulturelle Leben unseres Dorfes über Jahrzehnte mit geprägt hat.
Ich konnte ihn dank meiner Enkeltochter Lotta kennen und schätzen lernen. Ich erlebte ihn auf dem Heinrichsorter Sportplatz, in unserer Turnhalle, bei zahlreichen Wettkämpfen und vielen Gesprächen. Anfangs war ich von seinem Äußeren (Bart) und seinem gewöhnungsbedürftigen Humor irritiert, aber bald merkte ich, was hinter der äußeren Fassade für ein identischer und liebevoller Mensch steckte. Mehrmals in der Woche stand er mit Kindern und Jugendlichen unseres Ortes, aber auch aus der Umgebung auf dem Platz oder in der Halle und trainierte mit ihnen in der anspruchsvollen, aber auch wunderschönen Sportart Leichtathletik. Werfen, Springen, Laufen das konnte den Kindern keiner besser erklären und lernen als unser Volkmar. Ich bewunderte ihn für seine Geduld und sein Einfühlungsvermögen. Und ich bewunderte ihn, weil er trotz seiner schweren Krankheit stets mit Geduld und Ausdauer auf dem Platz stand.
Nach seiner Ausbildung zum Übungsleiter 1970 trainierte er bis 1980 Kinder in Lichtenstein bei der SSV Fortschritt. Nach seinem Umzug nach Heinrichsort gründete er im Sommer 1980 eine Sektion Leichtathletik im Heinrichsorter Sportverein. Bereits ein Jahr später ging es ins Trainingslager in die CSSR. Dieses wurde finanziert durch Altpapiersammlungen im Ort.
Ein gemeinsames Trainingslager wurde bis 1989 und ab 2017 jährlich durchgeführt. Sein letztes führte ihn im vergangenen September nach Eibenstock.
Eine besondere Vorliebe von ihm waren Staffel-Wettkämpfe.Seine Staffeln errangen zahlreiche Erfolge bei Bezirksspartakiaden und nach 1989 bei den Kreismeisterschaften.
Akribisch dokumentierte er bis in die Gegenwart die Wettkampfergebnisse seiner Schützlinge. So konnten seine Athleten mehrere Landes- und Landesvizemeistertitel im Jugend- und Seniorenbereich in den Disziplinen Kugelstoßen, Diskuswurf, Dreisprung und im Crosslauf erringen.
2008 richtete er mit seinen Helfern das erste Heinrichsorter Dorfsportfest aus.
Von 2009 bis 2013 war er Vorsitzender des Leichtathletik-Kreisverbandes im Zwickauer Land. Der Leichtathletikverband Sachsen würdigte seine Arbeit 2012 mit der Ehrennadel in Silber. Eine besondere Ehrung erfuhren mehrere seiner Sportler mit der Berufung in den E-Kader.
Zwei seiner erfolgreichsten Athleten sollen an dieser Stelle genannt werden:
Dagmar Rohrlapper war Anfang der 2000er im Kugelstoßen und im Diskuswurf äußerst erfolgreich. Unter anderem siegte sie bei den Senioren 2004 und 2006 bei Länderkämpfen.
Lotta Heinlein ist in der Gegenwart das Aushängeschild des Vereins, denn sie wurde in den gleichen Disziplinen Landesmeister in Sachsen sowie Mitteldeutsche Meisterin.
Ihr größter Erfolg war der Sieg im Kugelstoßen beim 5-Länderkampf (Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern) im Jahr 2023. In den Jahren 2004 und 2024 belegten Volkmars Sportlerinnen Dagmar und Lotta bei der Sportlerumfrage im Kreis Zwickau den 3. bzw. 4. Platz.
In den letzten Monaten wurde er in seiner Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen von einem jungen Mann aus dem Ort unterstützt. Willy Wendler arbeitete als Gymnasiast und später als Student an der Seite von Volkmar. Vor wenigen Wochen hat er seine Lehramtsprüfungen in Halle erfolgreich abgelegt. Ab dem 2. Halbjahr wird er sein Referendariat am Gymnasium in Lichtenstein antreten. Er ist es, der gemeinsam mit zahlreichen Helfern, das Werk von unserem Volkmar fortsetzen wird. Die Leichtathletik wir also auch weiterhin Bestandteil der SV Heinrichsort/Rödlitz sein.
Mit diesem Wissen ist Volkmar am 29.10.2024 friedlich eingeschlafen. Bei einer denkwürdigen und bewegenden Trauerfeier im Gasthof „Krone“ nahmen seine Angehörigen, seine Sportsfreunde, seine Karnevalisten und zahlreiche Bürger unseres Ortes Abschied von ihm.
Der langjährige, ehemalige Ortsvorsteher, Jürgen Brunn, schildert seine Zusammenarbeit mit Volkmar mit folgenden Worten:
„Volkmar hat sich sehr im sportlichen und kulturellen Bereich des Ortes arrangiert. Im Faschingsverein war er viele Jahre aktiv tätig. Im Sportverein hat er mehr als 4 Jahrzehnte die Sektion Leichtathletik als ehrenamtlicher Trainer geleitet. Im Sommer stand er auf dem Sportplatz und im Winter in der Turnhalle. Seiner Initiative ist es zu verdanken, dass für die Sportler die Verbesserung der Trainingsbedingungen für den Weitsprung und das Kugelstoßen durch den Bau einer Weitsprunggrube und eines Kugelstoßringes erfolgte. Als Trainer und Mensch war er Vorbild für viele Mädchen und Jungen. Ausdauer und Zuverlässigkeit zeichneten ihn aus.“
Ihm gelang es auch, mit zwei weiteren Sportfreunden aus dem Ort, die Strecke von Heinrichsort zum höchsten Berggipfel Sachsens, den Fichtelberg, an einem Tag zurück zu legen.
Eine tolle Leistung!
Redaktion: Ulrich Heinlein
Fotos: Marcel Redlich